Hans Emmenegger

Küssnacht 1866–1940 Luzern

«Waldinneres» – 1933
Unten links signiert und datiert HANS EMMENEGGER 33.
Öl a/Lwd., 100 × 65 cm

Zuschlag CHF 55'000

Kunstauktion 22.09.2012 | Lot-Nr. 82

Provenienz:
Privatbesitz Schweiz.

Literatur:

Paul C. Gloggner wird das vorliegende Bild in das Werkverzeichnis Hans Emmenegger aufnehmen.


Das Waldmotiv bildet in Hans Emmeneggers Schaffen eine eigene, selbständige Gattung. Hier ist es ein Waldinterieur, das in enggefasstem Ausschnitt und in Nahsicht seine künstlerische Recherche aufzeigt: Dem Künstler geht es, in konsequenter Weiterführung des Impressionismus, um eine präzise Wiedergabe seiner Beobachtungen von Licht und Schatten. Allerdings ist es nicht die formauflösende, farbige oder atmosphärische Wirkung des Lichts, die ihn interessiert.
Sein Licht ist im Gegenteil eine gleissend-fahle, die körperhafte Präsenz der Dingwelt messerscharf herausstellende Beleuchtung: wie wenn ein riesiger Scheinwerfer in den Wald gerichtet wäre. Die direkt von vorn einfallende Sonne erleuchtet grell eine Reihe schlanker paralleler Stämme, wobei manche ihren kräftigen Schatten auf benachbarte Bäume bzw. auf den Waldboden und ins Halbdunkel werfen. Spotartig grenzt der Lichtkegel auch einen Bodenbereich ein, wo ausser giftgrünem Moos kaum Vegetation sichtbar wird. Einige waagrecht abstehende, kurze Aststümpfe durchbrechen die strenge Vertikale, auf den Stämmen zeichnen sich ein paar gekrümmte Schlagschatten ab – sonst nichts, der Wald wirkt wie ausgestorben.
In solchen, ganz und gar eigenständigen Werken erreicht Emmenegger eine magische Sachlichkeit, die sein skeptisches Lebensgefühl, aber auch eine existentielle Grundstimmung der Moderne zum Ausdruck bringt. Vielleicht formuliert der feinsinnige Künstler in diesem 1933 entstandenen Bild auch einen persönlichen Pessimismus angesichts der politischen Entwicklungen in Europa; in seiner Radikalität, ja Kompromisslosigkeit könnte es als Metapher einer unheilvollen Zukunft gedeutet werden.
Es handelt sich beim vorliegenden „Waldinnern“ um ein Hauptwerk Emmeneggers von höchster Konzentration und schönster Qualität, das in seiner Bedeutung mit den beiden grossformatigen Waldbildern im Kunstmuseum Luzern vergleichbar ist.
Verso auf dem Chassis die Werknummer 60 im Rund.