Hans Emmenegger

Küssnacht 1866–1940 Luzern

«Stiefmütterchen»
Unten rechts signiert HANS / EMMENEGGER.
Öl a/Lwd., 30 × 34 cm

Zuschlag CHF 22'000

Kunstauktion 22.09.2018 | Lot-Nr. 39

Provenienz:
Privatbesitz Luzern.

Literatur:

Paul C. Gloggner nimmt das vorliegende Bild in das Inventar für das Werkverzeichnis der Ölgemälde von Hans Emmenegger auf.


In Hans Emmeneggers Schaffen nimmt das Stillleben eine bedeutende Stellung ein, wobei der Künstler eine ganze Reihe spezieller Untergattungen kreiert hat. Zu ihnen zählen die Früchtebilder mit nur einer gleichfarbigen Sorte, wie „Rote Äpfel“ (Kat.-Nr. 33. in dieser Auktion), oder auch eine Sonderform des Blumenbilds: das Stillleben mit Topfpflanze.
Typischerweise ist, so auch hier, die Pflanze so nahsichtig erfasst, dass im engen Bildausschnitt der Topf am unteren Rand nur knapp sichtbar wird – ein kompositioneller Kunstgriff, den das unerwartete Querformat noch verstärkt. Umso enger rückt die Pflanze mit ihrem sattgrünen Blattwerk und den verschiedenfarbigen Blüten an den Betrachter heran. Drei mehrfarbige violett-weisse bzw. violett-gelbe Stiefmütterchen scheinen sich uns – wie Gesichter – frontal zuzuwenden, während die übrigen vier, davon zwei einfarbig dunkelblau, in komplexen Rück- und Seitenansichten wiedergegeben sind. Von links einfallendes Licht lässt einzelne Blütenblätter hell aufscheinen und bewirkt zugleich einen kräftigen Schlagschatten auf dem wolkig-grauen Hintergrund. Einzig der Topfrand setzt im fein differenzierten, kühltonigen Kolorit einen warmen Gegenakzent.
Die präzise Nahsicht und Konzentration verleihen Emmeneggers vermeintlich „harmlosen“ Topfpflanzen-Stillleben oft einen verfremdenden Aspekt. Sie sind von einer faszinierenden Dinglichkeit und strahlen eine Magie aus, wie man sie in der Schweizer Malerei des frühen 20. Jahrhunderts insbesondere auch mit Félix Vallotton verbindet.