Hans Schärer
Bern 1927–1997 St. Niklausen
«Ohne Titel» – 1964
Unten rechts signiert und datiert Schärer / 64.
Öl, Deckfarben, Mörtel und Holz a/Lwd., 120 × 100 cm
Kunstauktion 23.09.2017 | Lot-Nr. 179
Provenienz:
Privatsammlung Luzern.
Werkverzeichnis Hans Schärer, Nr. 64_023_M (online).
Hans Schärers Werk vor den Madonnen (ab 1967) wurde erst wenig beschrieben. Nach den Anfängen mit Landschaften, Idyllen, Stillleben und Portraits, die 1958 mit der Anerkennung als Künstler endeten, wandte sich Schärer hin zur Suche nach dem Ausdruck innerer Bilder und Zustände. Das konkrete Objekt wurde zu flächiger Form und Farbkörper; die Oberflächen wurden mit Mörtel moduliert. Während sich in der „Verklärten Nacht“ (1961) der Sternenhimmel noch als die Auflösung der figürlichen Welt ins Abstrakte leicht nachvollziehen lässt, verdichten sich danach die geometrischen Grundformen des Daseins, zwischen floraler und fliessender Unbegrenztheit auf dem Papier und einer strengen Erforschung der Architektur des Gefühls auf der Leinwand.
Das hier angebotene, uns bisher verborgene Werk zeigt beispielhaft das Einschliessen der Empfindung in Formulierungen, die Willy Obrist als „Gestaltung einer Reise nach innen“ bezeichnete. In anderen grossen Bildern dieses Jahres beginnt schon das Erzählerische impulsiv den Raum zu erobern, indem feine, teils phantastische Zeichnungen unter die Malerei montiert wurden. Zeitgleich veröffentlichte Schärer erste „literarische“ Radierungen. Das vorliegende Werk markiert also den Abschluss dieser Untersuchung; zugleich verweist es mit der Symmetrie des Bildkörpers bereits auf die Werkreihe der Madonnen, deren erste Ausführung ein Jahr später datiert.