Hans Emmenegger
Küssnacht 1866–1940 Luzern
«Landschaft mit bewegten Bäumen (Herdschwand ?)»
Unten rechts signiert HANS EMMENEGGER.
Öl a/Lwd., 46 × 55 cm
Kunstauktion 22.09.2018 | Lot-Nr. 30
Provenienz:
Privatbesitz Luzern.
Paul C. Gloggner nimmt das vorliegende Bild in das Inventar für das Werkverzeichnis der Ölgemälde von Hans Emmenegger auf.
Das Motiv dieses im Schaffen von Hans Emmenegger ungewöhnlichen Gemäldes - eine Gruppe ländlicher Gebäude in baumbestandenem Wiesland - zeigt vermutlich die Herdschwand ob Emmen (LU). Der Künstler übernahm den väterlichen Gutshof im Jahr 1893 und blieb zeitlebens dort wohnhaft.
Man mag an die Bilder bäuerlicher Anwesen von Robert Zünd, dem grossen realistischen Vorläufer in Luzern, denken. Näher liegt hier allerdings der Bezug zu Emmeneggers Aufenthalt bei Bernhard Buttersack (1858–1925), der im oberbayerischen Haimhausen eine Künstlerkolonie begründet hatte und dort Freilichtmalerei unterrichtete. Die in den deutschen Künstlerkolonien um 1900 zentrale Thematik ländlicher Architektur behandelte Emmenegger 1895/96 in mehreren Gemälden (vgl. Emmenegger, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Luzern, Köln 2014, Kat.-Nrn. 104, 105). Stilistisch noch ganz in dieser Tradition steht auch das Bild „Das Haus Herdschwand“ aus dem Jahr 1909 (ebd., Kat.-Nr. 106).
Das vorliegende undatierte, aber zweifellos später entstandene Werk weist über die atmosphärische Stimmungshaftigkeit konventioneller Freilichtmalerei hinaus. In dieser sattgrünen Landschaft spielt zwar ebenfalls das Wetter eine massgebliche Rolle, doch dient es einem spezifisch Emmeneggerschen Interesse: der Darstellung von Bewegung. Die beiden hoch aufragenden Pappeln links und rechts der Mittelachse biegen sich, erfasst von einer plötzlichen Böe, im Wind, was eine Unschärfe der optischen Wahrnehmung zur Folge hat. Und das in kräftigem Strahl auf ein Vordach des grossen Gebäudes am rechten Bildrand prallende und abgelenkte Regenwasser ruft sogleich ein „ikonisches“ Bild Emmeneggers in Erinnerung: das bewegte Stillleben „Wasserstrahl“ (1921; ebd. Kat.-Nr. 95).
Müsste man dieses erstaunliche Landschaftsbild innerhalb seines Gesamtwerks kategorisieren, man dürfte es wohl zu Hans Emmeneggers „Bewegungsbildern“ zählen.