Hans Emmenegger

Küssnacht 1866–1940 Luzern

«Eisenhut» – 1911
Unten rechts signiert und datiert HANS EMMENEGGER 1911. Verso auf dem Chassis (links) die handschriftliche Werknummer 180 im Rechteck.
Öl a/Lwd., 92 × 72,5 cm

Zuschlag CHF 40'000

Kunstauktion 21.09.2013 | Lot-Nr. 61

Provenienz:
Privatbesitz Luzern.

Austellungen:
Luzern, Kunstmuseum, „Herrlich öde, einsame Gegend“ Hans Emmenegger - ein Maler zwischen Böcklin und Hodler, 1987/88, Kat.-Nr. 51.

Literatur:

Luzern, Kunstmuseum, „Herrlich öde, einsame Gegend“ Hans Emmenegger - ein Maler zwischen Böcklin und Hodler, 1987/88, Kat.-Nr. 51, S. 163 s/w-Abb.
Hans von Matt, Der Maler Hans Emmengger, Stans 1987, S. 55 s/w-Abb.
Paul C. Gloggner nimmt das vorliegende Bild in das Inventar für das Werkverzeichnis der Ölgemälde von Hans Emmenegger auf.


Das Stillleben ist eine zentrale Bildgattung in Hans Emmeneggers Malerei, wobei Arrangements mit Blumen ihrerseits eine bedeutende Gruppe bilden. Unter diesen Blumenstillleben ist es wiederum vor allem eine spezielle Werkreihe, die in puncto gesteigerter Dinglichkeit und spannungsvoller Inszenierung von Licht und Schatten, von Farbe und Form herausragt: die Stillleben mit zwei Blumenvasen.
Vor weissem Hintergrund stehen, leicht hintereinander versetzt, auf einem weissen Tischtuch zwei weisse Vasen mit blauem Eisenhut. Während der Arbeit an diesem aussergewöhnlichen Bild, anlässlich eines Aufenthalts im Berghotel Steingletscher an der Sustenstrasse, notierte der Künstler im August 1911: „Nach vielen Versuchen mit Verwendung weisser & gelber Blumen, endlich das einfachste gewählt: 2 Büschel Eisenhut in 2 Vasen! Oh Ai!“ (zitiert in angeführter Literatur).
Eine einzige Blumenart also ist zu zwei kompakten Sträussen gefügt: ein kleiner mit gezacktem Umriss in der kleineren, glatt gewandeten Vase vorne, ein kugelförmiger grosser in der ähnlichen, aber mehrfach ausgebuchteten grösseren Vase hinten. Eng aneinander gerückt, werfen die beiden Bouquets einen Schlagschatten, der das Blau der Blüten wie das Grün des Blattwerks aufnimmt und durch den „divisionistisch“ belebten Farbauftrag geradezu eine „Lichtbewegung“ evoziert. Das einfallende Licht seinerseits strahlt zurück in zwei kräftigen weissen Reflexen auf den Gefässen.
Wie die zitierte Notiz nahe legt, hat Hans Emmenegger ganz bewusst ein präzis eingegrenztes Farbthema erprobt: Die kühlen Töne Blau, Grün und Grau entfalten sich auf einer Improvisation von reich nuanciertem Weiss. Man darf die Beschränkung des Kolorits und die formale Konzentration unter den Zeichen der avantgardistischen Malereidiskussion der Jahre um 1900 sehen, in der Begriffe wie „Monochromie“ oder „Ökonomie der Mittel“ eine wichtige Rolle spielten und in die Emmenegger durch seinen Freund Cuno Amiet einbezogen war.
Es sind eben diese Beschränkung und Konzentration der Mittel, die dem „Eisenhut“ eine eindrückliche, ja magische Präsenz verleihen und das Bild, zusammen mit seinem ungewohnt grossen Format, zu einem Hauptwerk in Emmeneggers Schaffen machen.