Robert Zünd
Luzern 1827–1909 Luzern
«Das Rütli»
Unten links signiert R. Zünd.
Öl a/Lwd., 60 × 80 cm
Kunstauktion 22.09.2012 | Lot-Nr. 32
Provenienz:
Luzern, Auktion Galerie Fischer, 1. September 1933, Kat.-Nr. 548. Seither im selben Privatbesitz Luzern.
Austellungen:
Ausstellungen: Luzern, Kunstmuseum, Robert Zünd in seiner Zeit, 1. Juli bis 10. September 1978, Nr. 91.
Luzern, Kunstmuseum, Robert Zünd in seiner Zeit, 1. Juli bis 10. September 1978, Katalog S. 132 Abb. s/w, S. 207, Nr. 91, abgebildet, ganzseitig in Farbe.
Der Luzerner Landschaftsmaler Robert Zünd fand seine Motive in der friedlich-idyllischen Gegend der Voralpen und des Mittellandes, namentlich in seiner engeren Heimat, in der Gegend des Vierwaldstättersees. Dabei schuf er keine „Touristenstücke“, die sich damals grosser Beliebtheit erfreuten, vielmehr schilderte er die Natur unter bewusstem Verzicht auf jegliches Pathos in Komposition und Stimmung. So hielt er auch das Rütli, das „stille Gelände am See“, im Bilde fest. Der Standort des Künstlers befand sich nördlich des 1901/1902 erbauten Holzhauses, dort, wo noch heute der Weg nach Rütenen/Treib führt. Er lenkt den Blick des Betrachters an Bäumen, Sträuchern und dem Haus vorbei in die Tiefe bis zum Urnersee und zu den hoch aufragenden Bergen im Hintergrund, die von links nach rechts als Rophaien, Chli Windgällen, Bälmeten identifiziert werden können. Die Felswand im Bild rechts oben ist der Hundskopf. Sonnenlicht fällt auf Baumstämme und Gebüsch, auf den Weg, auf Partien des Holzhauses und auf die Wasserfläche, es treibt überall sein Spiel, wird reflektiert, webt über dem Ganzen und verleiht dem Bild im Zusammenwirken mit den Schatten malerische Reize. Zünd liebte es, die einzelnen Bildzonen durch verschiedene Lichtstärken voneinander abzusetzen und auf diese Weise Tiefenwirkung zu erzeugen. Gleichzeitig wird die Darstellung von einer Konzentration auf die Nähe bestimmt. Die minutiös gemalten Blätter, Pflanzen, Baumstämme und das Gelände im Vordergrund offenbaren ein Detailstudium, das an die Grenzen des Möglichen getrieben ist. Zünd belebte die Szene mit einer Frau unter dem offenen Hauseingang, der den Durchblick auf die andere Seite ermöglicht, einem jüngeren bärtigen Mann mit Strohhut auf der Treppe und einem auf diesen blickenden Hund. Doch Mensch und Tier spielen eine untergeordnete Rolle. Beide hat der Maler so in die Natur integriert, dass sie Teil von ihr geworden sind. Er zeigt das Landleben in einem zeitlosen, idyllischen Frieden. Eigentliche Genreszenen interessierten ihn nicht. Zünd arbeitete, wie er selber sagte, “in erster Linie für das Auge und nicht für den Verstand“. Er wollte nie etwas anderes als ein Landschafter sein. Und in der Tat gilt er als führender Vertreter der Schweizer Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Er liebte die sonnen- und lichterfüllte Natur und sah die Welt wie im vorliegenden Bild, das ihn auf dem Höhepunkt seines Schaffens zeigt, als durchsonntes Paradies.
Es existiert eine Pinselzeichnung des Künstlers zu diesem Bild (Privatbesitz).