Karl Friedrich Schobinger
Luzern 1879 – 1951 Luzern
«Selbstbildnis vor Winterlandschaft» – 1905
Unten rechts signiert und datiert K. F. Schobinger 1905.
Öl a/Lwd., 30 × 50 cm
Kunstauktion 24.09.2011 | Lot-Nr. 68
Provenienz:
Privatbesitz Luzern.
Nach einem Studienaufenthalt an der Akademie in Karlsruhe kehrte Karl Friedrich Schobinger 1904 in die Schweiz zurück und zog 1905 nach Genf, wo er bis 1906 bei Ferdinand Hodler arbeitete. Die freundschaftliche Beziehung der beiden dauerte bis zu Hodlers Tod im Jahr 1918.
Dass Schobinger der Begegnung mit Hodler die entscheidenden Impulse verdankt, wird im vorliegenden Selbstbildnis offenkundig: Die kräftig abgesetzte Umrissform und strenge Frontalität des Kopfes sowie die jugendstilhafte Stilisierung der Landschaft gehen ebenso auf den verehrten Meister zurück wie die flächig zusammenfassende, kontrastreiche Malweise. Die Bildidee dagegen – ein „exzentrisches“ Porträt im Breitformat vor einer Winterlandschaft mit verschneitem Dorf – übernahm Schobinger von einem Gemälde, welches er während seines Aufenthaltes in Genf gesehen haben muss: Giovanni Giacomettis Meisterwerk „Autoritratto davanti a paesaggio invernale“ von 1899 (Genf, Musée d’Art et d’Histoire). Um 1900 war die Entwicklung einer modernen Schweizer Malerei, von Hodler ausgehend, in vollem Gange, und Künstler wie Amiet, Buri, Giacometti, Emmenegger oder Schobinger standen in regem Austausch und wechselseitiger Beeinflussung.
Der 26-jährige Künstler steht, erwartungsvoll dem Betrachter zugewandt, vor der verschneiten dörflichen Szenerie, als ob er auf die von ihm gemalte Winterlandschaft hinweisen möchte. Das ungewöhnliche Querformat und das kräftige Blau des baumbestandenen Hügelzugs, das die Kopfpartie zu durchdringen scheint, verleihen dem Bild eine symbolistisch anmutende Spannung.