Albert Anker
Ins 1831 – 1910 Ins
«Der Kondolenzbrief» – 1905
Unten rechts in Pinsel signiert und datiert Anker 1905.
Aquarell a/Papier, 35,5 × 25,5 cm
Kunstauktion 24.09.2011 | Lot-Nr. 25
Provenienz:
Privatbesitz Schweiz.
Albert Anker hat sich in seinem Schaffen immer wieder mit den bewegenden Themen der menschlichen Existenz auseinandergesetzt, so auch mit der Trauer.
Die junge Frau in Berner Tracht hat den Blick gesenkt und liest den schwarzgerandeten Brief, den sie in der linken Hand auf dem Schoss hält – oder schaut sie vielmehr durch ihn hindurch ins Leere? Auf die Stuhllehne abgestützt, hält sie sich mit der Rechten in Trost suchender Geste ein leinenes Taschentuch vor Nase und Mund.
Ankers Meisterschaft in der Wiedergabe von Oberflächen zeigt sich hier beispielhaft in der differenzierten Behandlung der Kleidung und ihrer Stoffe. Die zurückhaltende Farbigkeit der Tracht ist in eine reich nuancierte Grauskala umgesetzt, die von reinem Weiss über fein gestreiftes Grau bis hin zu tiefem Schwarz reicht. Einen warmtonigen Kontrapunkt setzt das Inkarnat der Frau, namentlich das lebensvolle Rot ihrer Wange.
Die Eleganz der Darstellung erinnert daran, dass Anker nicht nur im Berner Seeland, sondern auch jahrelang in Paris gelebt hatte und von der französischen Malkultur geprägt wurde. Das vorliegende Aquarell aus seiner späten Schaffenszeit ist eine ebenso anmutige wie eindrückliche Schilderung stiller Betroffenheit.